ein paar gedichte von mir: Die Engel Freilich, ein ungläubger Thomas, glaub ich an den Himmel nich, den die kirchenlehre Romas und Jerusalems verspricht. Doch die Existens der Engel , die bezweifelte ich nie; Lichtgeschöpfe sonder Mängel, hier auf erden wandeln sie. Nur, genädge Frau, die Flügel sprech ich jenen Wesen ab; Engel gibt es ohne Flügel, wie ich selbst gesehen hab. Lieblich mit den weißen Händen, lieblich mit dem schönen Blick , schützen sie den Menschen , wenden von ihm ab das Missgeschick. Ihre Huld und ihre Gnaden trösten jedoch, doch zumeist ihn, der doppelt qualbeladen, ihn, den man den Dichter heißt. LIEBE Wieder will mein froher Mund begegnen deine Lippen, die mich küssend segnen, deine lieben Finger will ich halten, und in meine Finger spielend falten. Meinen Blick an deinem dürstend füllen, tief mein Haupt in deine Haare hüllen, will mit immerwachen jungen Gliedern deine Gliederregung treu erwiedern Und aus immer neuen Liebesfeuern deine Schönheit tausendmal erneuern, bis wir ganz gestillt und dankbar beide selig wohnen über allem Leide, bis wir Tag und Nacht und Heut und Gestern Wunschlos Grüßen als geliebte Schwestern, bis wir über allem Tun und Handeln als Verklärte ganz im Frieden wandeln. WIE ER WOLLE GEKÜSST SEIN Niergends hin, als auf den Mund: Da sinkts in des Herzen Grund. nicht zu frei, nicht zu gezwungen, nicht mit gar zu faulen zungen. Nicht zu wenig, nicht zu viel: Beides wird sonst Kinderspiel. Nicht zu laut und nicht zu leise: beider Maß´ ist rechte Weise. Nicht zu nahe, nicht zu weit: dies macht Kummer, jenes Leid. nicht zu trocken, nicht zu feuchte, wie Adonis Venus reichte. nicht zu harte, nicht zu weich, bald zugleich, bald nicht zugleich. Nicht zu langsam, nicht zu schnelle, nicht ohn´ Unterschied der Stelle. Halb gebissen, halb gehaucht, halb die Lippen eingetaucht, nicht ohne Unterschied der Zeiten, mehr alleine denn bei Leuten. Küsse nun ein jedermann, wie er weis, will, soll und kann! Ich nur und die Liebste wissen, wie wir uns recht sollen küssen.
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